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AK-Tagung: Angepasste Religion? – Strukturelle Isomorphie in Religionsgeschichte und religiöser Gegenwartskultur

AK-Tagung: Angepasste Religion? – Strukturelle Isomorphie in Religionsgeschichte und religiöser Gegenwartskultur

© Tembela Bohle / Pexels

Gemeinsame Tagung des Arbeitskreises Religionswissenschaftliche Gegenwartsforschung (AK ReGe) der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft und des DFG-Netzwerks „Konstellationen des Verhältnisses von religiösen Minderheiten und Mehrheiten in pluralen Gesellschaften“ (MMK) an der Universität Bayreuth am 3. und 4. Mai 2022

Beim Studium der Religionsgeschichte lassen sich empirisch unterschiedliche Verhältnisbestimmungen von Religionsgemeinschaften zu ihrer institutionellen Umwelt ausmachen: von Brüchen (Entkopplungen) über einen tiefgreifenden organisationalen Wandel (feste Kopplungen) bis hin zum Versuch, die Logik der Umwelt zu prägen. Mit Hilfe des Konzepts „strukturelle Isomorphie“ werden in der empirischen Religionsforschung Adaptionsprozesse mit Bezug auf die jeweiligen institutionellen, z.B. religionsrechtlichen und/oder politischen Rahmenbedingungen beschrieben und analysiert (vgl. z.B. Böllmann 2010; Bodenstein 2010). Dem liegt die neo-institutionalistische Annahme zu Grunde, dass Religionsgemeinschaften als Organisationen durch entsprechende strukturelle Anpassungs- bzw. Lernleistungen Unsicherheiten mit Bezug auf eine kontingente, komplexe Umwelt bearbeiten und sich nach außen hin legitimieren, was auf Dauer zu einer Homogenisierung in organisationalen Feldern führt (DiMaggio und Powell 1983). Gesellschaftspolitische Diskurse spiegelnd, konzentriert sich die Diskussion um solche Prozesse im deutschsprachigen Raum in der aktuellen (religions-)wissenschaftlichen Diskussion auf die „verkirchlichende“ Institutionalisierung gegenwärtiger muslimischer Gemeinschaften als rechtlich eingetragene Vereine, Dachverbände oder Beratungsgremien (vgl. z.B. Chbib 2014; Rosenow-Williams 2014).

Ausgangspunkt dieser Tagung sind zwei Hypothesen, die wir zur Diskussion stellen wollen:

  1. Das Konzept „strukturelle Isomorphie“ kann für die Beschreibung und Analyse diverser historischer und gegenwärtiger religionsbezogener Konstellationen eine hilfreiche Heuristik darstellen – auch über rezente Islambezüge hinaus.
  2. Für das Auftreten religionsbezogener struktureller Isomorphie ist eine spezifische Form von Minderheiten-Mehrheiten-Konstellationen charakteristisch: Religionsrechtliche und politische Rahmenbedingungen werden entlang einer als solcher verhandelten „religiösen Mehrheit“ definiert und konstruiert. „Religiöse Minderheiten“ werden mit diesen Strukturen konfrontiert und müssen diese zum Zwecke einer ressourcenbezogenen und diskursiven Teilhabe im Rahmen einer erzwungenen Isomorphie1 adaptieren.

Die beiden Thesen bewegen sich an der Schnittstelle der Arbeits- und Interessenbereiche des Arbeitskreises Religionswissenschaftliche Gegenwartsforschung der DVRW und des DFG Netzwerkes „Konstellationen des Verhältnisses von religiösen Minderheiten und Mehrheiten in pluralen Gesellschaften“, welche die Tagung gemeinsam ausrichten. Wir freuen wir uns über Vorträge z.B. zu folgenden Themen:

  • „Strukturelle Isomorphie“ als Heuristik/theoretisches Konzept der Religionsforschung.
  • Unterschiedliche Typen struktureller Isomorphie (erzwungen, mimetisch, normativ) in Religionsgeschichte und religiöser Gegenwartskultur.
  • Beispiele struktureller Isomorphie in der religiösen Gegenwartskultur.
  • Religionsgeschichtliche Beispiele für strukturelle Isomorphie.
  • Methodenfragen zur empirischen Erforschung struktureller Isomorphie.
  •  Strukturelle Isomorphie im Zusammenhang von Minderheiten-/Mehrheitenkonstellationen bzw. -diskursen.
  • usw.

Wir laden zur Teilnahme an der o.g. Tagung nach Bayreuth ein. Es gibt zwei mögliche Partizipationsformen:

  • Aktive Teilnahme: Bitte senden Sie uns bis zum 28.02.2022 einen kurzen Abstract (ca. 400 Wörter) zu Ihrem Vortrag, der auch herausstellt, was Ihr Vortrag zu den Fragen der Tagung beiträgt.
  • Passive Teilnahme: Bitte senden Sie uns per Mail bis zum 31.03.2022 eine Interessensbekundung, in der Sie auch formlos Ihr Forschungsgebiet und seine Bezüge zum Tagungsthema umreißen.

 

Kontakt: Bitte melden Sie sich mit Ihrer Anmeldung sowie weiteren Anfragen zum Workshop bei Dr. Stefan Schröder (stefan.schroeder@uni-bayreuth.de) und/oder Dr. Martin Radermacher (martin.radermacher@rub.de).