AK Islam

© @Doris Decker, 2010

Allgemeine AK-Infos und Struktur

 

Der im Jahr 2011 gegründete Arbeitskreis Islam (AK Islam) versteht sich als ein religionswissenschaftliches, aber interdisziplinär geöffnetes Diskussionsforum unter dem Dach der DVRW, das Wissenschaftler*innen die Möglichkeit gibt, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Auf seinen Jahrestreffen tauschen sich die Mitglieder über ihre aktuellen Forschungen und Projekte aus, diskutieren Islam-bezogene Themen und planen gemeinsame Projekte wie bspw. Konferenz-Panels und Tagungen. Für die Mitglieder des AK Islam besteht immer die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Im zweimal im Jahr stattfindenden Lektürezirkel stehen aktuelle Perspektiven aus der Islamforschung im Fokus. Der AK Islam vernetzt Mitglieder der DVRW, ist aber auch für Gäste offen.

Gegenstandsbereich und Ziele

Die folgenden fünf Punkte geben einen Überblick über den im engeren Fokus stehenden Gegenstandsbereich des AK Islam. Die Fragestellungen sind zwar zum großen Teil allgemein formuliert, werden aber auf islamisch oder muslimisch gelesene Kontexte, Personen, Praktiken, Normen u.ä. angewandt. Trotz gegenwartsbezogener Formulierung bieten die Fragen Anknüpfungsmöglichkeiten für sowohl gegenwarts- als auch geschichtsbezogene Forschungsperspektiven und sowohl kultur- als auch gesellschaftswissenschaftliche Herangehensweisen.

1. Begrifflichkeiten: Welche Begriffe/Zuschreibungen werden benutzt und verhandelt? Welche Strategien werden dabei kontextspezifisch angewandt und setzen sich durch? Welche Begrifflichkeiten entstehen und wie werden sie eingesetzt? Welche Entwicklungslinien lassen sich mit Blick in die Historie nachzeichnen? Welche Beziehungen bestehen zwischen emischen und etischen Begrifflichkeiten?

2. Medialisierung: Wie werden unterschiedliche Medien im Ringen um Zugehörigkeit und Macht genutzt? Wie beeinflussen sie Positionierungen? Wie verändert der mediale Wandel etablierte autoritative Strukturen? Welchen Einfluss haben neue Medien auf subjektive Wahrnehmungen der eigenen Religion? Verlieren Institutionen an Einflussnahme auf die Bildung subjektiver religiöser Wahrnehmung? Ist eine permanente Verfügbarkeit über medial vermittelte Meinungen letztlich wirksam?

3. (Post)koloniale Staatlichkeit/moderne Staatlichkeit: Welche Dynamiken zwischen moderner Staatlichkeit und (islamischen) Diskursen/Praktiken der Grenzziehung lassen sich empirisch feststellen? Wie verlaufen Grenzziehungsdynamiken? Wie wirken sie sich auf die Gesellschaften/Gemeinschaften aus? Wie äußert sich (post)koloniale Macht im Ringen um Zugehörigkeit zum Islam und den damit verbundenen Dynamiken? Welche Entwicklungen lassen sich in den Kontexten von (post)kolonialer und moderner Staatlichkeit auf den Ebenen von Gesetzgebung und Rechtsprechung beobachten?

4. Islam/Muslime in muslimischen und nicht-muslimischen Minder- und Mehrheitsgesellschaften: Mit welchen Anforderungen bzgl. ihrer Zugehörigkeit(en) müssen sich Musliminnen und Muslime in religiösen und gesellschaftlichen Kontexten auseinandersetzen? Wie gehen sie damit um? Welche innermuslimischen Debatten entstehen? Welche Dynamiken entwickeln sich zwischen Fremd- und Selbstzuschreibungen? Welche Positionen setzen sich wie durch, welche werden marginalisiert? Welche Rolle spielt der Islam in den religiösen und gesellschaftlichen Diskursen über Pluralität („Vielfalt“, „Diversität“) und der Institutionalisierung von Pluralität? Wie gehen muslimische Gemeinschaften mit innerer Pluralität um? Wie wird Pluralität unter den verschiedenen Islam-Formationen und innerhalb muslimischer Gemeinschaften verhandelt?

5. Wirkmacht der (z.B.) „christlichen Blaupause“: Wie prägen christliche Narrative (Reformation), historische Erfahrungen (Entstehung und Veränderung der Institution „Kirche“) und Konzepte („Konfession“) den so genannten säkularen Umgang mit islamischen Grenzziehungsdynamiken? Welchen Erkenntnisgewinn können Vergleiche mit Phänomenen aus christlichen Kontexten erzielen? Wann wird ein Vergleich problematisch?

Die Themenfelder eignen sich insbesondere für die empirische Forschung und kontextspezifische Fallstudien, in denen Daten aus den relevanten Kontexten gesammelt, untersucht und analysiert/interpretiert werden. Jedoch bietet es ebenfalls im Rahmen religionswissenschaftlicher Debatten über den Vergleich als Methode und über postkoloniale Theorien Anknüpfungspunkte für eine tiefergehende Reflektion über Methoden und Theorien sowie über die Rolle von Religionswissenschaftler*innen im Ringen um Zugehörigkeit und Macht.

Termine

Mindestens jährlich im März ggfs. auch im September finden Arbeitskreistreffen statt. Der Lektürezirkel kommt im Januar und Juli zusammen. Über die aktuellen Termine informieren Sie gerne die Sprecherinnen des AK Islam.

Geschichte des Arbeitskreises:

  • Zukünftiges: AK Islam Jahrestreffen, Frankfurt, 24.-25.03.2023
  • Zukünftiges: 2. Lektürezirkel, online, 04.07.2022
  • AK Islam Jahrestreffen, Frankfurt, 18.-19.03.2022
  • 1. Lektürezirkel, online, 17.01.2022
  • AK Islam Jahrestreffen, online, 11.06.2021
  • AK Islam Workshop „Religiöse Autorität im Islam“, Frankfurt, 18.-19.03.2016
  • Gemeinschaftspanels „Religiöse Autorität im Islam“, XXI. World Congress of the International Association for the History of Religions (IAHR), Erfurt, 23.-25.08.2015
  • AK Islam Jahrestreffen zum Thema „Religiöse Autorität“, Frankfurt, 28.-29.03.2014
  • Gemeinschaftspanel „Verwalteter Islam“, 19. internationaler Kongress der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO), Erlangen, 04.-06.10.2012
  • Gründung des Arbeitskreis Islam auf der XXX. Jahrestagung der DVRW „Religionswissenschaft im Aufwind. Eine Profilbestimmung angesichts steigender gesellschaftlicher Relevanz“, Heidelberg, 14.-18.09.2011